Integration

Verleihung des 16. Integrationspreises der Regierung von Schwaben am 10.11.2023 im Rokokosaal der Regierung von Schwaben

Integrationspreisverleihung 2023 Barbara SchretterIntegrationspreisverleihung 2023 Sandro Kirchner
© Dominikus-Ringeisen-Werk DRW/Er

Bayerns Innen- und Integrationsstaatssekretär Sandro Kirchner hat am 10. November 2023 gemeinsam mit Regierungspräsidentin Barbara Schretter den diesjährigen Integrationspreis der Regierung von Schwaben an sieben herausragende Integrationsprojekte verliehen. Die Preisträger des 16. Integrationspreises der Regierung von Schwaben wurden von einer Jury aus Vertretern der Regierung ausgewählt. Das Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro hat das Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration zur Verfügung gestellt. Regierungspräsidentin Barbara Schretter brachte ihre Wertschätzung gegenüber den Preisträgern zum Ausdruck: „Selbstverständlich kann dies kein „Lohn“ für Ihre Initiative sein, denn diese ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Das Preisgeld soll vielmehr eine kleine Anerkennung Ihrer Verdienste um die Integration in Schwaben sein und Ihnen helfen, Ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.“

Folgende Preisträger wurden ausgezeichnet:

"Deutsch-Café" in der Stadt Augsburg

Integrationspreisverleihung 2023 Deutsch-Café

Das Deutsch-Café ist ein offenes und kostenloses Lern-Angebot von Freiwilligen der Tür an Tür-Integrationsprojekte gGmbH für Geflüchtete und Zuwanderer ab 16 Jahren in Augsburg. In 1:1-Tandems oder Mini-Gruppen wird das Erlenen der deutschen Sprache unterstützt – in Ergänzung zu klassischen Deutschkursen und individuell angepasst an die Bedürfnisse der Lernenden. Aktuell bietet das Deutsch-Café für ca. 35 Freiwillige und 100 Lernende einen festen und zugleich flexiblen Rahmen für gemeinsames Lernen, zwei Stunden pro Woche an einem festen Ort, an einem festen Tag, zu einer festen Zeit, jedoch ohne Verpflichtung zu regelmäßiger Teilnahme – für beide Seiten. Im Sommer 2015 starteten die beiden Deutsch-Cafés im Zentrum für interkulturelle Beratung, später kamen jene im „Römerhof“ und im „morizpunkt“ hinzu – jeweils in Kooperation mit unterschiedlichen Partnern. Ende des Jahres wird ein fünftes Café im Bildungshaus Kresslesmühle eröffnen. Die unterschiedlichsten Menschen engagieren sich dort: Jung und Alt, Studenten ebenso wie Arbeitssuchende, alt Eingesessene oder Menschen mit eigener Migrationsgeschichte. Alle bringen ein Stück Aufnahmegesellschaft ein und machen so neben der Sprache auch mit dem Leben in Deutschland vertraut. Es ergeben sich immer neue Lernpartnerschaften – mit neuen Kontakten und um gemeinsame Interessen zu entdecken. So wirkt das Deutsch-Café nicht selten über die Lernzeit hinaus: sei es bei der Begleitung zu Behörden oder gemeinsamen Unternehmungen.

Dolmetscherpool Kempten

Integrationspreisverleihung 2023 Dolmetscher-Pool Kempten

Der Dolmetscherpool in Kempten unterstützt seit 2020 Menschen mit noch geringen Deutschkenntnissen bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Diakonie Allgäu schult Ehrenamtliche, die als Sprachmittler Sprache und Kultur vermitteln, um ein kultursensibles Miteinander zu schaffen. Kostenfrei werden Klienten zu Terminen bei Behörden, Arztterminen, Beratungsstellen usw. begleitet. Der Dolmetscherpool bildet engagierte Menschen mit Migrationshintergrund zu ehrenamtlichen Dolmetschern aus. Diesen qualifizierteren Sprach- und Kulturmittlern werden Termine von anfragenden Institutionen und Privatpersonen vermittelt. Der Dolmetscherpool ist damit auch eine sehr gefragte Vermittlungszentrale, in der bis Mitte des Jahres bereits über 730 Anfragen bearbeitet wurden. Die Sprachkenntnisse der Ehrenamtlichen sowie ihre eigene Geschichte und das gesellschaftliche Engagement sind eine große Bereicherung für die Stadt und leisten einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und Zusammenleben. Außer den vom Dolmetscherpool ausgebildeten 80 Dolmetschern unterstützen in der Stadt Kempten noch zahlreiche Mitbürger mit ihren Sprachkenntnissen von teilweise sehr seltenen Sprachen bei Engpässen. Jedes Jahr werden zwei Kulturdolmetscherkurse sowie ein bis zwei Sprach- und Kulturmittlerkurse organisiert. Beratungsstellen, Arztpraxen, Schulen und Behörden könnten ohne die sprachliche Unterstützung der Ehrenamtlichen viele Termine nicht durchführen.

„Mentoren für ukrainische Waisenkinder“ Ursberg

Integrationspreisverleihung 2023 Mentoren für ukrainische Waisenkinder
© Dominikus-Ringeisen-Werk DRW/Er

Im Jahr 2020 wurde der Verein "Take my hand e.V." in München gegründet. Zweck des Vereins ist es, Kinder in postsowjetischen Kinderheimen und nach der Heimentlassung zu unterstützen. Aktuell liegt der Fokus vor allem auf den Waisenkindern in der Ukraine und Russland. Eine ganz wichtige Aktivität hat der Verein in Ursberg gestartet: Dort werden seit 2022 geflüchtete Waisenkinder aus einem evakuierten ukrainischen Kinderheim auf ganz persönliche Weise begleitet. In dem Kinderheim lebten mehr als 80 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Sie brauchen ganz besondere Unterstützung. Der Verein bildet ehrenamtliche Mentoren aus, die den Waisenkindern individuelle Zuwendung schenken und sie bei der Integration in Deutschland unterstützen. Das hilft den Kindern, ihre erlebten Traumata besser zu verarbeiten und ihre sozialen Kompetenzen zu stärken. Die Mentoren besuchen ihre Mentees wöchentlich im Kinderheim in Ursberg und verbringen mit ihnen Zeit – mit Spielen, Vorlesen, Malen oder mit Ausflügen. Es erfolgt zudem eine kontinuierliche psychosoziale Begleitung der Tandems. Die Einbeziehung der Bürgerschaft spielt eine wichtige Rolle in dem Projekt. Ziel ist es auch, neue Mentoren zu gewinnen. Aktuell sind 10 Tandems aktiv, weitere befinden sich im Aufbau. Das Mentoring-Projekt fördert die soziale Integration von Flüchtlingskindern und verbessert ihre Zukunftschancen. Das Projekt wird in enger Absprache mit dem Kinderheim und dessen Träger – dem Dominikus-Ringeisen-Werk – durchgeführt.

„Binswangen hilft!“

Integrationspreisverleihung 2023 Binswangen hilft

Frau Barbara Waldbrunn und Herr Ingomar Sieghart-Waldbrunn sind seit dem Jahr 2017 ehrenamtlich im Bereich Asyl und Integration tätig. Im Jahr 2022 entstand in Dillingen ein Übergangswohnheim der Regierung von Schwaben. Das Ehepaar Waldbrunn machte es sich zur Aufgabe, die Menschen dort bei der Integration in ihrer neuen Heimat zu unterstützen. Dafür gab es zu anfangs keine Konzepte. Das Vorgehen hat sich an den Bedürfnissen der Bewohner, den Gegebenheiten des Überganswohnheims und den Leitsätzen der Dorfentwicklung Binswangen orientiert. Der überwiegende Teil der Bewohner stammt aus Afghanistan und kann weder lesen noch schreiben. Die ÖPNV-Anbindung und die Einkaufsmöglichkeiten in Binswangen sind relativ ungünstig. Durch die kurze Distanz zum Übergangswohnheim hat sich das Ehepaar Waldbrunn angeboten jederzeit persönlich oder telefonisch erreichbar zu sein - dieses Angebot wird von den Bewohnern rege genutzt. Insgesamt engagieren sich zwischenzeitlich viele weitere Personen haupt- und ehrenamtlich, bspw. mit der Gartenplanung für die Selbstversorgung mit Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen, der Durchführung von einem privaten Ferienprogramm, der Förderung individueller und begleitender Zukunftsplanung für Schule und Beruf. Alle Migranten nehmen am Deutschunterricht teil. Hobbies und kulturelle Teilhabe werden durch Kontakte zu diversen Vereinen unterstützt. Nähmaschinen wurden angeschafft, Fahrräder, Inline-Skates, Sportgeräte, Spielzeug, Kinderwagen u.v.m. wurden an die Bewohner des Übergangswohnheims verschenkt. Für Frauen wird es in einem Therapie- und Trainingszentrum in Wertingen einen Gesundheitspräventionskurs geben.

„teapoint Buchloe“

Integrationspreisverleihung 2023 teapoint Buchloe

Der „teapoint Buchloe“ hat sich in den vergangenen 10 Jahren als fester Bestandteil der Integrationslandschaft im Ostallgäu etabliert. Der „teapoint Buchloe“ als wöchentliche Anlaufstelle für zugewanderte Menschen trifft sich jeden Dienstag ab 17:15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Der „teapoint“ ist ein regelmäßiger offener Treff im evangelischen Gemeindehaus für alle Flüchtlinge, ehrenamtlichen Helfer und Interessierte. Ehrenamtliche kümmern sich um alle möglichen Anliegen der Flüchtlinge. Man kommt bei Kaffee, Tee und Kuchen ins Gespräch, organisiert Hilfen und Unterstützung, sei es beim Ausfüllen von Formularen, Bewerbungen, bei der Nachhilfe für Schüler oder der Wohnungssuche. Darüber hinaus werden auch Weihnachtsfeiern und Ausflüge organisiert. Den „teapoint“ besuchen derzeit regelmäßig Menschen mit etwa 10 verschiedenen Nationalitäten. Viele der ehemaligen Migranten, die schon viele Jahre in Buchloe leben, kommen weiterhin regelmäßig zum „teapoint“ und helfen mittlerweile auch aktiv im Helferkreis mit. Finanziert wird der „teapoint“ ausschließlich durch Spenden.

Einzelengagement Frau Seval Yürük aus Weiler

Integrationspreisverleihung 2023 Seval Yürük

Frau Seval Yürük hat die türkische Staatsbürgerschaft und kam selbst als Flüchtling nach Deutschland. Mit ihrer Initiative „Hilfe von Flüchtlingen für Flüchtlinge“ bietet sie in der Flüchtlingsunterkunft in Weiler ehrenamtlich Deutschkurse an. Dort leben 120 Flüchtlinge.  Die Deutschkurse finden täglich zwei Stunden statt und werden sehr gut angenommen. Aus dieser Deutschinitiative hat sich auch ein gutes nachbarschaftliches Hilfsprojekt entwickelt. Fahrdienste und andere Hilfeleistungen werden von der Gruppe um Seval Yürük erledigt. Darüber hinaus gestaltet und organisiert sie auch mit den Bewohnern Feste, wie beispielsweise das Zuckerfest zum Ende des Ramadans. Ebenfalls hat sie gemeinsam mit den Bewohnern kleine Pflanzen- und Gemüsebeete gebaut, welche vor den Wohnungen der jeweiligen Familien stehen. Das soziale Miteinander und ein guter Umgang in der Nachbarschaft stehen bei Frau Seval Yürük im Mittelpunkt.

Einzelengagement Frau Margot Müller aus Scheidegg-Scheffau

Integrationspreisverleihung 2023 Margot Müller

Frau Margot Müller engagiert sich seit 10 Jahren in der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung. In Scheidegg-Scheffau ist die Situation sehr speziell, denn die Unterkunft mit ihren 40 Bewohnern liegt weit entfernt von der nächsten größeren Ortschaft und ist kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Frau Margot Müller wohnt direkt neben der Unterkunft und ist Tag und Nacht als Ansprechpartnerin für die dort untergebrachten Flüchtlinge da und im Einsatz. Sie unterstützt die Menschen mit allen notwendigen Hilfen, von Fahrdiensten bis Behördengängen. Sie wird beschrieben als „Herbergsmutter“, die sich um alles kümmert.