Demografie in Schwaben

Demografie

Die Demografie ist die Wissenschaft von der Bevölkerung. Sie untersucht und beschreibt den gegenwärtigen Zustand einer Bevölkerung (Größe und Struktur) und ihre Veränderung. Demografische Daten sind wichtige Grundlagen für eine Vielzahl von politischen Entscheidungsprozessen. Familien-, Schul-, Arbeitsmarkt-, Renten- oder Wohnungsbaupolitik müssen sich beispielsweise ebenso rechtzeitig auf künftige demografische Entwicklungen einstellen und reagieren wie öffentliche Einrichtungen und Unternehmen.

Demografischer Wandel

Unter dem demografischen Wandel ist allgemein eine Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur zu verstehen. Sie geht dabei nicht nur mit einer qualitativen (z. B. die Alterszusammensetzung oder die Herkunft betreffend), sondern auch mit einer quantitativen Veränderung, d.h. mit einer Bevölkerungszu- oder -abnahme einher.

Der demografische Wandel umfasst somit drei zentrale Prozesse in einer Gesellschaft:

  • die Veränderung des Bevölkerungsstands,
  • die Veränderung der Alterszusammensetzung und
  • die Veränderung der Zusammensetzung hinsichtlich der Herkunft der Menschen.

Demografische Faktoren

Die demografischen Faktoren, die die Zusammensetzung einer Bevölkerung bestimmen, sind die Geburtenrate, die Lebenserwartung und der Wanderungssaldo. Diese drei Funktionen unterliegen insgesamt wiederum größeren, übergeordneten Megatrends, die grundlegend gesellschaftliche Entwicklungen beeinflusst haben bzw. aktuell und zukünftig beeinflussen. Beispiele sind hierbei der technische und medizinische Fortschritt, die zunehmende Eindämmung sozialer Ungleichheiten und Diskriminierungen, ein für alle Bevölkerungsteile besserer Zugang zu Bildung, die Abkehr von traditionellen Lebensformen, die Individualisierung (z.B. Zunahme der Singlehaushalte), die Globalisierung, etc.

Folgen des demografischen Wandels

Der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Er zeichnet sich hierzulande besonders durch geringe Geburtenzahlen und eine steigende Lebenserwartung aus. Insgesamt ist eine Schrumpfung, d.h. eine Abnahme und Alterung der Gesellschaft die Folge. Unterschiedlich motivierte Wanderungsbewegungen (z.B. Ausbildung, Arbeitplatz, Ruhestand) überlagern diese Prozesse. Dabei wird die Zusammensetzung der Bevölkerung regionsspezifisch beeinflusst. Von der Schrumpfung sind vor allem viele ländlich geprägte und strukturschwache Regionen betroffen. Die städtisch geprägten Verdichtungsräume profitieren hingegen oft von der Zuwanderung aus Schrumpfungsräumen und dem Ausland. Auch ein enges Nebeneinander von Wachstums- und Schrumpfungsräumen ist keine Seltenheit.

Der demografische Wandel hat Einfluss auf nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche. Die Auswirkungen auf das Wirtschafts- und Sozialsystem sind weitreichend: Die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme wird infolge einer immer kleiner werdenden Erwerbspersonengruppe, die eine immer größer werdende Zahl an Beziehern von Sozialleistungen (z.B. Rentner) finanziert, herausgefordert. Inwieweit Produktivitätssteigerungen in Folge des technischen Fortschritts diese Entwicklung abfedern können, lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen. Die Infrastruktur in den Schrumpfungsräumen steht vor kostenintensiven Auslastungsdefiziten: Durch den Rückgang der Bevölkerung verbleiben nicht nur leere Wohngebäude, auch soziale Einrichtungen, wie Kindergärten und Schulen und die technische Infrastruktur können nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Das Netz und die Qualität der öffentlichen Daseinsvorsorge werden in der Folge in Frage gestellt – eine Ausdünnung des Angebots ist die Folge. Gerade im Hinblick auf den Schrumpfungs- und Alterungsprozess in den ländlichen bzw. peripheren Räumen müssen Lösungen gefunden werden, um z.B. die Gesundheitsversorgung, hierbei insbesondere den in der Zukunft deutlich erhöhten Pflegeaufwand, und die Erreichbarkeiten von v.a. öffentlichen bzw. öffentlich mitgetragenen Einrichtungen und Versorgungsstrukturen in zumutbarer Weise sicherzustellen. Ansonsten droht den betroffenen Kommunen eine soziale und physische Erosion. In der Wirtschaft können bspw. ein Fachkräftemangel, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf und eine alternde Belegschaft Folgen der demografischen Veränderungen sein, deren Herausforderungen sich die Unternehmen rechtzeitig stellen sollten.

Demografische Entwicklung in Bayern und Schwaben

Nach der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung nimmt die Bevölkerung Bayerns bezogen auf das Jahr 2012 bis 2032 um 2,8 % zu. In Bayern zeigen sich jedoch teils starke regionale Unterschiede was die Bevölkerungsentwicklung anbetrifft, während Oberbayern mit einer Bevölkerungszunahme von 10,1 % rechnen kann, werden für Nordbayern teils drastische Verluste vorausberechnet (Oberfranken -8,1 %, Unterfranken -5,2 %). In Schwaben wird mit einem prognostizierten Anstieg von 1,6 % insgesamt eine stabile Entwicklung für die nächsten Jahre angenommen.

Die Entwicklungen in den kreisfreien Städten und Landkreisen Schwabens fallen dabei durchaus unterschiedlich aus.

Karte: Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und Landkreisen Bayerns

Grafik: Vorausberechnete Bevölkerungsveränderung in den kreisfreien Städten und Landkreisen Schwabens

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Sterberate durchweg über der Geburtenrate liegt, d.h. zukünftige Bevölkerungsgewinne nur infolge von Wanderungsgewinnen zu verbuchen sein werden bzw. Bevölkerungsverluste infolge positiver Wanderungssalden noch abgemildert werden. Selbst wenn einzelne Räume deutlich höhere Wanderungsgewinne als in den vergangenen Jahren erzielen würden, könnte der Alterungsprozess der Bevölkerung nicht gestoppt, sondern allenfalls verlangsamt werden.

Grafik: Vorausberechnete Veränderung des Durchschnittsalters in den kreisfreien Städten und Landkreisen Schwabens

Wichtige Ergebnisse der Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung für Schwaben können u.a. folgenden vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung zur Verfügung gestellten Demographischen Profilen entnommen werden:

Demographisches Profil für den Freistaat Bayern
Demographisches Profil für den Regierungsbezirk Schwaben
Demographisches Profil für die Region Augsburg
Demographisches Profil für die Region Allgäu
Demographisches Profil für die Region Donau-Iller

Eine Übersicht über die prognostizierte Veränderung der Bevölkerung in Schwaben nach Altersgruppen kann folgenden Diagrammen entnommen werden:

Weitere landkreis- und gemeindebezogenen Informationen und Daten stellt das Landesamt für Statistik in seinem Internetangebot zur Verfügung.

Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels

Um den komplexen Herausforderungen und Folgen des demografischen Wandels begegnen und individuelle Lösungswege aufzeigen zu können, hat die Bayerische Staatsregierung als Orientierung einen umfassenden Aktionsplan demografischer Wandel aufgestellt, der Teil der Zukunftsstrategie Aufbruch Bayern ist.

Außerdem bietet der internetbasierte Demografie-Leitfaden der Bayerischen Staatsregierung einen breiten Überblick zu verschiedenen demografierelevanten Themen und Statistiken, zeigt Praxisbeispiele und weist u.a. auf regionale Initiativen hin.

Im Fokus der Demografiestrategie des Bundes "Jedes Alter zählt" stehen die Lebensbereiche, in denen die Menschen die Auswirkungen des demografischen Wandels unmittelbar erfahren. Sie umfasst die sechs strategischen Handlungsfelder: Familie als Gemeinschaft stärken; Motiviert, qualifiziert und gesund arbeiten; Selbstbestimmtes Leben im Alter; Lebensqualität in ländlichen Räumen und integrative Stadtpolitik; Grundlagen für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand sichern sowie Handlungsfähigkeit des Staates erhalten. Aus diesen werden jeweils Maßnahmen zur Gestaltung des demografischen Wandels abgeleitet.