Grenzüberschreitender Moorschutz

Anlässlich der Besiegelung einer länderübergreifenden Kooperation im Moorschutz kamen heute die Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Schwaben, Dr. Erwin Lohner, und des Regierungsbezirks Tübingen, Klaus Tappeser, im Degermoos zwischen Wangen im Allgäu, Hergatz und Hergensweiler zusammen. Dort soll in den nächsten Jahren länderübergreifend ein gemeinsames Moor- und Naturschutzprojekt umgesetzt werden.

14.06.2021-009

Der Erhalt und die Entwicklung von Moorlebensräumen spielen für den Klima- und den Naturschutz eine herausragende Rolle.
Ein besonders wichtiges Moorgebiet ist das „Degermoos“ im Grenzbereich zwischen den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Aufgrund der Vielzahl der dort vorkommenden Moorlebensräume und Arten ist das Gebiet naturschutzfachlich von bundesweiter Bedeutung. Beiderseits der Landesgrenzen ist das Moor als Naturschutz- und Natura 2000-Schutzgebiet ausgewiesen. Wie die meisten Moorgebiete sind auch die Moore im und um das Degermoos im Laufe der Zeit durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigt. Wirksame Maßnahmen zu deren Schutz sind dort jedoch nur über die Landesgrenzen hinweg möglich. Die Landesregierungen haben daher eine verstärkte Zusammenarbeit im Moor- und Naturschutz vereinbart und in einem gemeinschaftlichen Kabinettsbeschluss festgehalten. In einem ersten gemeinsamen Projekt sollen nun die Renaturierung der Moore im Degermoos und Maßnahmen für die sehr seltenen Arten von Moorlebensräumen umgesetzt werden. Dazu haben sich heute die Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Schwaben, Erwin Lohner, und des Regierungsbezirks Tübingen, Klaus Tappeser, getroffen und die dafür notwendige Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
„Der Schutz des Klimas und der Erhalt der Biodiversität sind große Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Nur wenn diese Aufgaben nachhaltig und erfolgreich gelöst werden, können wir sicher für die Zukunft planen,“ betont Regierungspräsident Klaus Tappeser. „Mit diesem Projekt haben wir die Chance, gemeinsam mit unseren Kollegen aus Bayern, den Kommunen, den Landkreisen und der Bevölkerung einen großen Beitrag für den Moor- und Naturschutz zu leisten.“
Als erste Maßnahmen werden notwendige Gutachten für eine konkrete Umsetzungsplanung zur Wiedervernässung und zur Förderung der besonders bedeutenden Tier- und Pflanzenwelt beauftragt, die in der Folge realisiert werden. „Es muss uns klar sein, dass derartige Projekte sehr umfangreich sind und für eine erfolgreiche Umsetzung viel Zeit und Ressourcen benötigen. Wir müssen uns daher noch etwas gedulden, bis wir die Effekte wahrnehmen können,“ äußert sich Regierungspräsident Erwin Lohner, „die Erfahrung zeigt uns aber, dass wir danach umso größere Erfolge verzeichnen können“.
Die Renaturierung des Degermooses ist den Regierungspräsidenten nicht nur aus Naturschutzgründen sehr wichtig. Naturnahe und nasse Moore speichern riesige Mengen Kohlenstoff. „Durch die Trockenlegung von Mooren gelangen sehr viel Kohlendioxid und andere klimaschädigende Gase in die Atmosphäre, wodurch das Klima nachhaltig beeinträchtigt wird,“ hebt Lohner hervor, „der Schutz verbliebener naturnaher Moore und das Wiedervernässen trockengelegter Moorböden ist dadurch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.“

Hintergrundinformationen:
Die Landesregierungen von Bayern und Baden-Württemberg haben die Zusammenarbeit im Moorschutz in einem gemeinschaftlichen Kabinettsbeschluss vom 23. Juli 2019 bekräftigt. Eines der vorgesehenen Projektgebiete ist das Degermoos. Das Projektgebiet umfasst ca. 1.000 ha und liegt in den Landkreisen Lindau und Ravensburg. Ein Teil der Kulisse ist Bestandteil verschiedener Schutzgebiete, wobei auf bayerischer Seite das FFH-Gebiet „Stockenweiler Weiher, Degermoos, Schwarzenbach“ sowie die Naturschutzgebiete „Degermoos“ und „Stockenweiler Weiher“, auf baden-württembergischer Seite Teile des FFH-Gebiets „Obere Argen und Seitentäler“ sowie das Naturschutzgebiet „Rotasweiher-Degermoos“ und das Landschaftsschutzgebiet „Moor- und Hügelland südlich Wangen im Allgäu“ gemeint sind. Mit 485 ha liegt der etwas kleinere Teil des Projektgebiets in Baden-Württemberg. 515 ha entfallen auf Bayern.
Ziele des länderübergreifenden Moorschutzprojekts sind die Renaturierung des Degermooses (im Besonderen durch Wiederherstellung der moorökologischen Funktionen und die hydrologische Sanierung für den Erhalt des Moorkörpers) sowie die Stärkung des Biotopverbunds zwischen den verschiedenen Moorteilen und der Umgebung. Aktuell wird die Vergabe von Gutachten vorbereitet, die die Grundlage für eine konkrete Umsetzungsplanung zur Erreichung der Projektziele darstellen. In den folgenden Jahren sollen die Maßnahmen umgesetzt werden.

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